Unter der sogenannten Hilfengebung versteht man Signale des
Reiters an das Pferd. Hilfen nutzen natürliche Instinkte des Pferdes (z. B. das
Weichen vor Druck) und werden dem Pferd im Laufe seiner Ausbildung Schritt für
Schritt beigebracht.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Hilfen beim Reiten:
Die Gewichtshilfe, die Schenkelhilfe und die Zügelhilfe.
Die Gewichtshilfe wird primär über die Gesäßknochen des Reiters ausgeführt. Der Reiter soll dabei nicht in eine bestimmte Richtung lehnen, sondern die Gesäßknochen lediglich einseitig oder beidseitig be- oder entlasten.
Die Schenkelhilfe wird mit dem Unterschenkel gegeben. Dieser kann am Sattelgurt, eine Handbreit dahinter oder auch verwahrend(nur ein leichter Kontakt, ohne Druck) zurückgelegt einwirken. Wichtig ist hierbei, dass die Hilfe wirklich vom Unterschenkel gegeben wird und nicht durch hochgezogene Fersen.
Die Zügelhilfe wird durch einen annehmenden, nachgebenden oder verwahrenden Zügel gegeben. Hierbei gibt es große Unterschiede zwischen der englischen und der Westernreitweise. Generelles Ziel ist es aber, Zügelhilfen möglichst sparsam einzusetzen, da sie direkt auf das empfindliche Maul des Pferdes einwirken und bei falschem Einsatz zu Verspannungen und Schmerzen führen können.
Alle drei Hilfen werden immer im Zusammenspiel gegeben, eine Zügelhilfe wird zum Beispiel niemals einzeln ohne Zusammenwirken mit einer Schenkel- und/oder Gewichtshilfe gegeben. Hierbei liegt auch die Schwierigkeit der Reiterei. Um die Hilfen in ihrer Zusammenwirkung in jeder Gangart kontrolliert einsetzen zu können, braucht es viel Übung, um Gleichgewicht und Losgelassenheit entwickeln zu können.
Die beiden bekanntesten Reitweisen sind die englische und
die Western Reitweise.
Die englische Reitweise ist die in Deutschland und
Mitteleuropa vorherrschende, während in den USA primär Western geritten wird.
Der auffälligste Unterschied zwischen diesen beiden Stilen ist die Ausrüstung
(englischer Sattel und Trense versus Westernsattel und Westernzäumung) und die
sogenannte Anlehnung des Pferdes. In der englischen Reitweise reitet man immer
mit einem stetigen Kontakt über die Zügel zum Pferdemaul. Die Hand des Reiters
bewegt sich mit dem Kopfnicken des Pferdes mit und behält dabei eine ständige
Verbindung. Die Westernreitweise dahingegen wird mit durchhängendem Zügel
geritten, nur selten entsteht eine direkte Verbindung zum Pferdemaul durch
Signale am Zügel.
Die englische Reitweise wird in Deutschland durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) repräsentiert. Die Westernreitweise hat sich in der Ersten Westernreiter Union Deutschland e. V. (EWU) etabliert.
Einen großen Stellenwert hat außerdem die klassische Reitweise. Sie ist auf den ersten Blick nicht immer von der englischen zu unterscheiden, da sie oft ähnliche Ausrüstung verwendet und das Pferd ebenfalls mit Zügelkontakt geritten wird. Sie fußt auf Lehren alter Reitmeister aus vergangenen Jahrhunderten und hat vor allem einen hohen Versammlungsgrad des Pferdes zum Ziel. Versammlung heißt, dass das Pferd vermehrt Last auf die hinteren Beine (Hinterhand) aufnimmt und sich aus der Hinterhand nach vorn/oben schiebt. Pferd und Reiter sollen dabei elegant und mit Leichtigkeit interagieren.
Jedes Pferd hat drei Gangarten: Den Schritt, den Trab und
den Galopp. Charakterisiert werden die Gangarten durch ihr Tempo (Schritt ist
die langsamste, dann kommt Trab, dann Galopp) und durch den Takt (einfach
ausgedrückt: wie viele „Klackgeräusche“ hört man im Laufe eines
Bewegungsablaufes, wenn das Pferd z.B. auf Asphalt läuft).
Um von einer Gangart in eine andere zu wechseln, bedient sich der Reiter verschiedener Hilfen. Zum Antraben aus dem Schritt übt der Reiter z.B. mit beiden Unterschenkeln leichten Druck aus, spannt das Gesäß an und gibt die Zügelhand leicht nach vorn, sodass das Pferd nach vorn beschleunigen kann.
Der Schritt ist die langsamste Gangart und ein Viertakt, in dem das Hinterbein kurz nach dem diagonal zu ihm liegenden Vorderbein abfußt.
Der Trab ist ein Zweitakt mit Schwebephase. Das jeweils diagonale Beinpaar fußt gleichzeitig ab und wird nach vorn geschwungen.
Der Galopp ist ein schneller Dreitakt mit langer Schwebephase. Es gibt den Rechtsgalopp und den Linksgalopp, welche durch den Außenstehenden dadurch zu unterscheiden sind, welches Vorderbein weiter nach vorn greift. Im Rechtsgalopp fußen das rechte Hinterbein und das linke Vorderbein gleichzeitig ab.
Neben diesen Grundgangarten gibt es weitere Gangarten, welche aber nur bei einzelnen Rassen auftauchen. Islandpferde zeigen beispielsweise den angeborenen Tölt. Der Tölt ist wie der Schritt ein Viertakt ohne Schwebephase, das Pferd steht dabei aber immer abwechselnd mal auf zwei und mal nur auf einem Bein, während das Gewicht im Schritt immer auf mindestens zwei Beinen verteilt ist. Der Tölt ist für den Reiter sehr bequem zu sitzen, da der Rücken des Pferdes locker schwingt.
Der sogenannte Walk wird vom Tennesse Walking Horse gezeigt. Der Walk ist dem Tölt ähnlich, aber es befinden sich immer drei Beine am Boden. Es handelt sich um eine ausgesprochen bequeme Gangart. Leider werden in einigen Ländern der Welt viele Pferde mit unlauteren Mitteln dazu gebracht, diesen Gang in übersteigertem Maß zu zeigen, weswegen er heute oft kritisch beäugt wird.

Über die Zeit haben sich zahlreiche Disziplinen im Reitsport
etabliert, welche heute auch auf Turnieren gezeigt werden. In der englischen
Reitweise spricht man von Dressur, Springen und Vielseitigkeit.
Dressurreiten fußt auf die natürlichen Veranlagungen des Pferdes und sucht diese zu fördern und zu verfeinern. In einfacheren Dressurdisziplinen werden z.B. innerhalb einer Gangart verschiedene Tempi geritten und das Pferd wird gebogen, d.h. es soll sich vom Kopf bis zum Schweif entlang einer gebogenen Linie bewegen. Höhere Stufen verlangen komplexe Lektionen wie zum Beispiel Seitwärtsgänge oder die Passage (Traben auf der Stelle).
Im Springsport springt der Reiter mit dem Pferd über verschieden angelegte Hindernisse. Je nach Schwierigkeitslevel unterscheiden sich Höhe, Weite, Abstand und Abfolge der Hindernisse enorm.
Im Vielseitigkeitsreiten absolvieren Pferd und Reiter sowohl Dressurlektionen, als auch einen Springparcours und einen Geländeritt. Wie der Name schon sagt, erfordert diese Disziplin große Vielseitigkeit, da jeder Ritt in die Wertung eingeht.
Als gesonderte Disziplin ist darüber hinaus der Rennsport bekannt, in dem vorzugsweise Pferde bestimmter Rassen über verschieden lange Distanzen auf einer Ovalbahn von ihren Jockeys zu Höchsttempo getrieben werden. Die Schnelligkeit der Pferde ist faszinierend, doch der Sport steht auch in der Kritik, weil die Pferde schon sehr jung zu Höchstleistungen trainiert werden und das Verletzungsrisiko enorm ist.
Weiterhin erfreut sich auch Distanzreiten großer Beliebtheit. Pferd und Reiter überwinden hier große Distanzen von 60km und mehr. Die Anforderungen an Ausdauer und Durchhaltevermögen sind groß. Deswegen wird das Pferd beim Distanzreiten an mehreren Haltepunkten immer wieder hinsichtlich Atmung und Herzfrequenz untersucht, um Überforderung zu vermeiden.
Im Westernreitsport existieren ebenfalls spezifische Disziplinen. Als Dressur des Westernreitens wird Reining bezeichnet. Reining wird im Galopp geritten und beinhaltet Übungen wie 180° oder 360° Wendungen, Stopps und zügiges Rückwärtsrichten. Die Disziplin Trail enthält Hindernisse wie sie im Gelände auftreten können, so muss beispielsweise ein Weidetor geöffnet werden ohne vom Pferd abzusteigen. Ein besonderer Zuschauermagnet in den USA ist auch die Arbeit mit Rindern. Beim Cutting muss beispielsweise ein Rind aus der Herde ausgesondert und an der Rückkehr in die Herde gehindert werden.
Ungeachtet dieser Turnierdisziplinen nennen sich unzählige Pferdemenschen in Deutschland und auf der Welt einfach „Freizeitreiter“. Sie mischen Übungen und Lektionen verschiedener Reitweisen, reiten viel im Gelände oder arbeiten vom Boden mit ihrem Pferd. Die meisten Freizeitreiter haben keine Turnierambitionen, sondern reiten zur Entspannung.
Für alle Disziplinen im Reitsport gibt es mittlerweile spezifische Zuchtlinien. Das klassische Rennpferd ist zum Beispiel die Rasse des Englischen Vollbluts. Diese Pferde sind eher klein und zierlich und erreichen sehr hohe Geschwindigkeiten. Auch Springen und Dressur stellen bestimmte Anforderungen an den Körperbau und auch den Charakter des Pferdes. Ein erfolgreiches Sportpferd z.B. muss seine Beine sehr gut koordinieren können, darf keine Angst vor ungewöhnlichen Hindernissen kennen, braucht einen ausgeprägten Vorwärtsdrang und eine sehr starke Hinterhand. Diese Faktoren können natürlich trainiert werden, aber werden auch durch bestimmte Zuchtlinien gefördert.
Nicht nur der Reiter benötigt eine bestimmte Ausrüstung,
sondern auch das Pferd. Zur Ausrüstung des Reiters gehört ein Sturzhelm (oberste Priorität), sowie eine geeignete Reithose (mit Verstärkung in
Bereichen, die am Sattel auf- oder anliegen) und ein paar Reitstiefel oder
Stiefeletten mit Absatz (um ein Hineinrutschen in den Steigbügel zu vermeiden).
Angenehm sind oft auch Reithandschuhe.
Das Pferd benötigt einen Sattel, welcher möglichst von einem
Sattler auf seine Passform geprüft wird. Unterm Sattel polstert eine Satteldecke die Auflagefläche zusätzlich ab. Weiterhin sind für die Zügelhilfen
natürlich eine Trense oder eine gebisslose Zäumung und die Zügel notwendig.
Zu weiteren optionalen Hilfsmitteln gehören Sporen zur
Verfeinerung der Hilfen in hohen Lektionen, die Gerte zur Ergänzung von
Schenkelhilfen, oder auch Hilfszügel, die das Pferd unterm Reiter in die
richtige Körperhaltung leiten sollen.
Möchte man mit dem Reiten beginnen, kann man zunächst einfach einen Reiterhof in der eigenen Umgebung besuchen und dort nach Anfängerstunden fragen. In der Regel werden Reitneulinge in den ersten Stunden an der Longe unterrichtet. Dabei läuft das Pferd an einem langen Seil um den Reitlehrer im Kreis. Der Schüler kann sich so voll und ganz auf sich selbst konzentrieren und braucht zunächst nicht zu lenken.
Bei der Auswahl einer Reitschule kann man sich z.B. an
Zertifizierungen der FN orientieren. Diese vergibt für geprüfte
Reitställe Sterne und führt diese auf ihrer Website auf. Vor der ersten Stunde
sollte sich der Reitschüler ein Bild von den Schulpferden machen. Die Pferde
sollten in hellen, geräumigen Boxen (mindestens 3x4m) untergebracht sein oder
im Offenstall/Aktivstall (ständiger Freigang). Fell und Augen sollten sauber
und glänzend sein, die Pferde sollten zueinander Kontakt pflegen können und
regelmäßigen Ausgang haben. Ist dies nicht der Fall, sollte man besser woanders
schauen, denn nur auf artgerecht gehaltenen Pferden macht das Reiten wirklich
Spaß. Gewinnt man im Laufe der Zeit Zweifel, kann man eine Reitschule auch jederzeit wechseln. Auch der Wechsel
zwischen den Reitstilen kann inspirierend sein. Nicht selten macht z.B. ein
Englischreiter mal einen Ausflug in die Westernreiterei und lernt dabei auch
neue Zugänge zum Pferd.
Eine „handelsübliche“ Reitstunde kostet je nach Dauer und Ausbildung des Reitlehrers zwischen 15 und 45 Euro. Sicher kann man auch privat bei Freunden/Bekannten oder beim Bauern nebenan mal aufs Pferd, aber wenn man es (im eigenen Interesse und im Interesse des Pferdes) wirklich lernen möchte, sollte der Reitlehrer über eine Ausbildung verfügen. Diese wird z.B. in Form des sogenannten „Trainerscheins“ oder verschiedener „Reitabzeichen“ durch die FN gewährleistet. Definitiv ist Reiten kein preisgünstiger Sport, denn Reiten „lernt“ man eigentlich ein Leben lang und gerade in der Anfangszeit ist eine Stunde pro Woche eigentlich das Minimum, wenn man Fortschritte erzielen möchte. Belohnt wird man allerdings mehr als reichlich, wenn sich gerade am Anfang erste Erfolge einstellen, man das erste Mal trabt oder galoppiert, in der Sonne ausreitet oder auch am ersten Turnier teilnimmt.
Über ein eigenes Pferd sollte man erst nachdenken, wenn man einige Jahre Erfahrung sammeln konnte. Die Verantwortung ist groß und die Kosten können schnell über Hand nehmen. Der reine Kaufpreis ist dabei eindeutig kalkulierbar. Ein durchschnittliches Freizeitpferd bekommt man ab ca. 2000 Euro. Für wenige Hundert Euro kann man auch problematische Pferde erwerben, die z.B. charakterliche Probleme haben, aggressiv sind oder unberechenbar. Deutlich teurer wird es, wenn man ein charakterlich einwandfreies, reinrassiges und gut ausgebildetes Pferd mit gute Abstammung kaufen möchte, dann gelangt man schnell in den fünfstelligen Bereich. Die teuersten Pferde der Welt (der Dressurhengst Totilas und das Springpferd Palloubet d'Halong) sind allerdings viele Millionen wert.
Der Preis für eine Box mit Futter bewegt sich je nach Art und Ausstattung des Stalles zwischen 200 und 700 Euro pro Monat. Hinzu kommen Ausrüstung, Tierarztkosten und Hufschmied. Selbst in einem preiswerten Stall sollte man pro Monat 500 Euro einplanen, um auch für einen Ernstfall gerüstet zu sein, wenn das Pferd mal in eine Klinik muss oder langfristig krank werden sollte.
Grundsätzlich kann natürlich jeder reiten. Allerdings sollte
beim Reiten immer das Wohl des Pferdes im Vordergrund stehen. Nicht alle Pferde
können beispielsweise ein hohes Reitergewicht tragen ohne Schmerzen zu
bekommen. Der Reitneuling sollte in der Lage sein, selbstständig aufzusteigen
und sollte über eine gewisse Beweglichkeit verfügen. Beim Reiten ist es
wichtig, den Bewegungen des Pferdes folgen zu können und den eigenen Körper
gezielt einzusetzen, um dem Pferd begreiflich zu machen, was man von ihm
möchte. Aber keine Angst, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und das
meiste lernt man, sobald man einmal angefangen hat. Es ist wichtig, das Reiten
langsam zu beginnen und sich erst ins Pferd und seine Bewegungen hinein zu
fühlen, bevor man zu schnelleren Gangarten wie Trab und Galopp voranschreitet.
Ein im Trab unkontrolliert umher hüpfender Reiter fügt nicht nur dem Rücken des
Pferdes Schmerzen zu, sondern auch seinem eigenen. Sich vor dem Reiten
aufwärmen und auf eine generelle Fitness zu achten, sind daher geeignete
Maßnahmen, um auf dem Pferd eine gute Figur zu machen.
Generell beansprucht Reiten den gesamten Körper, da eine man
sich in jedem Schritt wieder ans Pferd anpasst. Einige Muskelgruppen werden
dennoch stärker beansprucht als andere. Reitanfänger, aber auch Profis, spüren
die größte Belastung in der Regel an den inneren Oberschenkeln, im Schultergürtel
und im unteren Rücken.
Damit hängt es auch zusammen, dass Menschen mit starken Rückenproblemen (Bandscheibenvorfall o.ä.) eventuell Probleme bekommen können. In diesem Fall sollte man vorher mit dem Arzt Rücksprache halten und auch den Reitlehrer in Kenntnis setzen
So oder so wird es nach der ersten Reitstunde ordentlich
zwiebeln – in den Beinen, im Po und im Rücken.
Natürlich gibt es aber auch spezifische Reitangebote für
Menschen mit Behinderungen. Therapeutisches Reiten wird beispielsweise für
Kinder und Erwachsene mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen
angeboten. Hier wird das Pferd im Schritt geführt und der Reiter kann sich voll
auf die harmonischen Bewegungen des Tieres konzentrieren.